Staatsanwaltschaft soll mögliche Verletzung der Verfassung und Überschreitung ihrer Vollmachten durch Beamte des Justizministeriums untersuchen
Nach einer planmäßigen Überprüfung im Oktober
hatte das Justizministerium das Menschenrechtszentrum MEMORIAL
beschuldigt, "die Grundlagen der verfassungsrechtlichen Ordnung der
Russischen Föderation zu untergraben" und zum "Sturz der amtierenden
Regierung sowie zu einer Änderung des politischen Regimes im Lande aufzurufen".
Begründet wird dies u. a. mit kritischen
Stellungnahmen der Internationalen Gesellschaft MEMORIAL (also nicht des
Menschenrechtszentrums) zur russischen Haltung gegenüber der Ukraine und zum Bolotnaja-Verfahren
gegen Teilnehmer an der Demonstration vom 6. Mai 2012. Außerdem wird
auf das Projekt "Verteidigung der Menschenrechte" verwiesen, das
vorsieht, im Internet über die Tätigkeit des Menschenrechtszentrums
MEMORIAL zu informieren. Darüber hinaus sollen Dokumente, die das
Menschenrechtszentrum im Laufe seiner 15jährigen Arbeit im Nordkaukasus
zusammengestellt hat, systematisiert, digitalisiert und einer breiten
Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Da die Beschuldigungen des Justizministeriums jeder
Grundlage entbehren, hat sich der Vorsitzende des Rats der
Organisation, Alexander Tscherkassow, am 28. Dezember an die
Generalstaatsanwaltschaft gewandt.
Er wies darauf hin, dass Beamte des russischen Justizministeriums "ihre
Kompetenzen und dienstlichen Vollmachten überschritten und gegen die
Verfassung verstoßen" hätten.
"Amtspersonen staatlicher Organe sind nicht
berechtigt, bei Ausübung ihrer Befugnisse das Grundgesetz des Landes zu
verletzen und ihre dienstlichen Vollmachten zu nutzen, um Mitglieder
gesellschaftlicher Organisationen zu diskreditieren, die im Rahmen der
russischen Verfassung tätig sind… Die Tätigkeit des
Menschenrechtszentrums MEMORIAL, wie im Überprüfungsakt beschrieben,
steht vollkommen im Einklang mit … den Bestimmungen der russischen
Verfassung. Wenn unsere Organisation auf Verstöße und Mängel hinweist
und die legislativen, exekutiven und judikativen staatlichen Organe
kritisiert, ist das nicht nur gesetzeskonform, sondern leistet einen
Beitrag zur demokratischen Entwicklung des Landes."
Tscherkassow fordert die Generalstaatsanwaltschaft
auf, zu überprüfen, inwieweit das Vorgehen der Beamten des
Justiziministeriums gesetzeskonform war, und je nach dem Ergebnis mit
entsprechenden Maßnahmen zu reagieren.
30.12.2015
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