Erklärung der Internationalen Gesellschaft MEMORIAL
In der Nacht vom 27. auf den 28. Februar wurde
Boris Nemzow erschossen, im Zentrum von Moskau, hundert Meter vom Kreml
entfernt. Das ist ein politischer Mord.
In den letzten Jahren und Monaten haben die
russische Regierung und regierungstreue Massenmedien eine Atmosphäre des
Hasses geschaffen, der jeglichem Andersdenken gilt. Die staatliche
Propaganda nimmt wie ein Scheinwerfer Zielscheiben für Mörder ins
Visier; und sie vermittelt letzeren darüber hinaus das Gefühl, dass sie
ungestraft davonkommen werden.
Oppositionelle oder schlicht unabhängige
gesellschaftliche und politische Aktivisten werden als feindliche
Agenten bezeichnet, man erklärt sie im Grunde genommen zu einem
„erlaubten Ziel“. Am 1. März soll im Kanal NTV eine weitere Sendung aus
der Serie „Anatomie des Protestes“ ausgestrahlt werden, in der Boris
Nemzow als einer der maßgeblichen „Feinde“ dargestellt wird.
Aber es geht hier nicht allein um Propaganda. Auf
Anregung der Machthaber wurde der „Antimajdan“ ins Leben gerufen –
Kampfverbände, deren erklärtes Ziel darin besteht, die Opposition mit
Gewalt, ohne Ansehen der Gesetze, zu unterdrücken. Diese Kräfte stehen
in engem Kontakt zu den Angehörigen der „Volkswehr“, die in der
Ostukraine Krieg führen. Von dort kehren Personen nach Russland zurück,
die Erfahrung darin haben, direkt und ungestraft Waffengewalt
anzuwenden.
Heute kennen wir die Namen der Ausführenden, der
Organisatoren und Auftraggeber des Verbrechens noch nicht. Aber wir
können mit Sicherheit sagen: Es sind die russischen Machthaber, die die
Voraussetzungen für den Mord an Boris Nemzow geschaffen haben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen