Samstag, 17. Mai 2014

Zur Verletzung der Rechte der Krimtataren

Erklärung der Internationalen Gesellschaft MEMORIAL

Am 16. Mai hat die Führung der Krim per Erlass jegliche Massenkundgebungen auf der Krim bis zum 6. Juni verboten. Begründet wird dies damit, dass man „eventuelle Provokationen von Extremisten“ und ein mögliches Scheitern der „Touristen-Saison“ ausschließen will.

Es ist allerdings vollkommen klar, welches der wirkliche und einzige Grund ist. Es geht darum, die Kundgebung des Volks der Krimtataren, die für den 18. Mai geplant ist, zu verhindern.

Vom 18.-20. Mai 1944 wurden alle auf der Krim lebenden Krimataren, über 180.000 Personen, vorwiegend Frauen, Alte und Kinder (die meisten Männer waren zu dem Zeitpunkt an der Front) unter Maschinengewehrläufen in Transportzüge verfrachtet und nach Mittelasien deportiert. Viele kamen auf dem Weg und in den Sondersiedlungen ums Leben.

Die Deportation der Krimtataren ist eines der schwersten Verbrechen des Stalin-Regimes.

1989 endete der dreißigjährige Kampf der Aktivisten der Krimtataren um das Recht, auf die Krim zurückzukehren, mit einem Sieg. Das Volk kehrte in seine Heimat zurück. Seit Beginn der 1990er Jahre gedenken die Krimtataren alljährlich am 18. Mai dieses tragischsten Ereignisses in ihrer nationalen Geschichte.

Heute ist dieses zur Tradition gewordene Gedenktreffen erstmals verboten worden.

Das ist nicht die einzige Kränkung, die die neuen Machthaber dem Volk der Krimtataren zugefügt haben. Anfang Mai wurde Mustafa Dzhemilev die Einreise verweigert. Dzhemilev ist einer der angesehensten Führer der Krimtataren. Unter der Sowjetmacht wurde er etliche Male verhaftet und verbrachte etwa 15 Jahre in Lagern und in Verbannung, weil er sich für die Rückkehr der Krimtataren in ihre Heimat einsetzte. Und noch weitere Ungerechtigkeiten gegenüber den Krimtataren sind bekannt geworden.

So sieht die Realität der „Völkerfreundschaft“ und der „internationalen Eintracht“ aus, die die politischen Kräfte in Moskau und Simferopol der Krim noch vor etwa zwei Monaten versprochen haben.

Anscheinend haben die Krimtataren neue Verfolgungen zu gewärtigen. Die Machthaber tun alles, um Zusammenstöße zu provozieren und auf der Halbinsel internationale Feindschaft zu säen. Das kann sowohl für die Krimtataren als auch für die gesamte Region tragisch enden.

Wir fordern, die Rechte der Krimtataren zu respektieren, das Verbot der Trauerkundgebung der Krimtataren am 18. Mai in Simferopol aufzuheben und das gegen Mustafa Dzhemilev verhängte Einreisesverbot auf die Krim zurückzunehmen.

Der Vorstand der Internationalen Gesellschaft MEMORIAL

16. Mai 2014

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