Samstag, 1. Februar 2014

25 Jahre MEMORIAL

Erklärung zum 25. Jahrestag der Gründungsversammlung

Vor 25 Jahren fand in Moskau die Gründungsversammlung der Gesellschaft MEMORIAL statt.

Es ist keine Übertreibung, zu sagen, dass zur Zeit der Perestrojka die Wiederherstellung des Gedenkens an die tragische Vergangenheit unseres Landes zu einer nationalen Idee geworden war, wenn auch nur für kurze Zeit.

Das Streben nach historischer Wahrheit und zivilgesellschaftlicher Verantwortung für die Gegenwart waren die wesentlichen Beweggründe bei der Gründung von Memorial – einer gesellschaftlichen Organisation, die in Folge einer breiten, spontanen Bewegung von unten, die bereits 1987 eingesetzt hatte, entstanden war.

Damals schienen uns unsere Aufgaben nicht so schwer. Unsere Gesellschaft schien bereit, die totalitäre Vergangenheit eindeutig und streng zu beurteilen. Schon lange waren wir davon überzeugt, dass sie bereit sei, sich vom totalitären Erbe zu lösen, dass derartige sowjetische Propaganda-Klischees wie das von einer „feindlichen Umgebung“, „Umtrieben des Westens“ und einer „fünften Kolonne“ für immer der Vergangenheit angehörten und dass „politische Verfolgungen“ oder „politische Gefangene“ in unserem Leben keine Rolle mehr spielen würden.

Wir haben uns geirrt. Wahrscheinlich sind unsere Aufgaben so schnell nicht zu bewältigen. Natürlich haben wir auch selbst Fehler gemacht – oder zwar in der richtigen Richtung gearbeitet, aber nicht energisch und konsequent genug.

Einiges haben wir dennoch erreicht. Wir, das heißt nicht MEMORIAL allein, sondern auch andere gesellschaftliche Organisationen und Berufsgruppen (Historiker, Mitarbeiter von Museen, Lehrer u. a.), die sich mit den gleichen Problemen befassen undgemeinsam mit uns oder unabhängig von uns arbeiteten. Wir – das sind all die, die MEMORIAL heute, wie schon vor 25 Jahren, unterstützen.

Weit mehr ist uns indes nicht gelungen, aus vielerlei Gründen.
Sowohl die Aufklärung der Vergangenheit als auch der Kampf für Freiheit und Menschenrechte stehen nach wie vor auf der Tagesordnung. Darin bestehen die wesentlichen Aufgaben nicht nur für MEMORIAL, sondern für die  Zivilgesellschaft insgesamt im ganzen postsowjetischen Raum.

Vielleicht für weitere 25 Jahre, vielleicht auch für länger.Wir werden also unsere Arbeit fortsetzen.

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