Vom 24. Januar bis zum 9. Februar spielen sie wieder
in Berlin: die jungen Musiker des Kammermusikensembles MEMORIAL aus
St.Petersburg. Seit 1990 hat das Ensemble in unterschiedlicher Besetzung
zahlreiche Konzertreisen durch Deutschland absolviert. Mit ihrem
ehrenamtlichen Engagement tragen die Musiker zum Lebensunterhalt von
Überlebenden des stalinistischen Lagersystems GULag in St. Petersburg
bei. Der russische Staat als Rechtsnachfolger der Sowjetunion fühlt sich
für sie, deren Gesundheit durch jahrelange Zwangsarbeit unter
verheerenden Bedingungen zerstört wurde, bis heute nicht verantwortlich.
Als zivilgesellschaftliche Organisation Ende der
achtziger Jahre in Moskau gegründet, arbeitet MEMORIAL die Geschichte
des politischen Terrors in der Sowjetunion auf, unterstützt die
Überlebenden der stalinistischen Repressionen und tritt aktiv für die
Menschen- und Bürgerrechte in Russland ein. Im vergangenen Jahr erlebte
MEMORIAL neben vielen anderen NGOs eine massive Behinderung seiner
Arbeit durch staatsanwaltliche Ermittlungen und mediale Anfeindungen im
Rahmen des „Gesetzes über ausländische Agenten“. Die Finanzierung und
Weiterführung von Projekten, die Putins Bürokraten als politische
Einflussnahme werten, werden dadurch erschwert. Als Folge hat sich nun
das Antidiskriminierungszentrum MEMORIAL, das sich v.a. gegen die
Diskriminierung von Minderheiten durch den Staat und für mehr Toleranz
in der Bevölkerung engagierte, als juristische Person zum Jahresende
auflösen müssen.
Die Benefizkonzerte des Kammermusikensembles sind
eine der wenigen verbliebenen Möglichkeiten, die Arbeit von MEMORIAL aus
dem Ausland zu unterstützen. Der Erlös kommt vollständig der
materiellen, juristischen und medizinischen Unterstützung der
Überlebenden des GULag zugute. Diese soziale Arbeit für seine
Bevölkerung lässt Russland (noch) zu.
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