“Die
andauernde Inhaftierung meines Vaters hinterlässt eine bleibende schädliche
Auswirkung auf Russland, politisch und wirtschaftlich. Und seine Aussichten auf
eine Freilassung sind mit dem aktuellen politischen Klima
verbunden.“
Pawel Chodorkowski
Pawel Chodorkowski
Heute,
am 25. Oktober 2012, beginnt für Chodorkowski das zehnte Jahr seiner
Inhaftierung. Nachdem er zwei Schauprozessen ausgesetzt war, hat er bereits mehr
als die Hälfte seiner insgesamt 14-jährigen Haftstrafe verbüßt und könnte
eigentlich auf Bewährung freikommen. Doch der ehemalige Chef von Yukos verbüßt
weiter seiner Strafe im Straflager Nummer 7, einem ehemaligen Gulag in der Nähe
von Segescha in der Region Karelien. Kürzlich versuchte Marieluise Beck,
Sprecherin für Osteuropapolitik der Bundestagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen,
Michail Chodorkowski im Gefängnis zu besuchen.
Aber die Gefängnisleitung untersagte das Treffen, obwohl Chodorkowskis Eltern
eigens auf ihr Besuchsrecht verzichtet hatten. Chodorkowskis Martyrium und der
Mut, der sich in seinen Veröffentlichungen widerspiegelt, haben sein
öffentliches Image als spiritueller Führer der russischen Opposition weiter
verstärkt. Gleichzeit erhöht Präsident Wladimir Putin weiter den Druck auf das
Land - und der demokratische Westen sieht scheinbar tatenlos zu.
Aus
diesem Anlass hat Pawel, der älteste Sohn von Michael Chodorkowski, einen sehr
bewegenden Artikel in der britischen Tageszeitung The
Telegraph
veröffentlicht, in dem er den Präsidenten der Russischen Föderation auffordert,
seinen Vater freizulassen. Der Artikel spiegelt die Bedeutung der letzten neun
Jahre der Verfolgung Chodorkowskis durch Putin wider. Chodorkowski steht
symbolisch für die Angriffe auf Rechte und politische Freiheiten, die in den
letzten Monaten mit der Inhaftierung von Pussy Riot und neuen Verfolgungen auf
Basis staatlicher Propaganda-Filme weiter zugenommen haben. „Während für ihn das
zehnte Jahr ohne uns beginnt, fühlt sich mein Vater näher - seine Worte
ergreifender, seine Ideen eher in der Lage, etwas Revolutionäres auszulösen -
als zu irgendeinem Zeitpunkt in den letzten neun Jahren“ schreibt Pawel
Chodorkowski.
Anlässlich
des Jahrestages seiner Verhaftung verurteilte Marina Schuster, die Sprecherin
für Menschenrechte der Liberalen Partei in Deutschland, in einer Pressemitteilung
die
anhaltende Inhaftierung von Chodorkowski: „Spektakuläre Fälle wie der
Chodorkowskis oder der tragische Tod von Sergej Magnitskij in einem russischen
Gefängnis sind leider nur die Spitze des Eisbergs. Immer noch gibt es in
russischen Gefängnissen unzählige Angeklagte, die auf einen fairen Prozess
vergeblich hoffen sowie Verurteilte, die ihre Haft ungerechtfertigt unter
teilweise menschenunwürdigen Bedingungen im Gefängnis verbringen. Für den
weiteren Dialog ist es unerlässlich, dass Russland endlich seinen Pflichten aus
der Europäischen Konvention für Menschenrechte und aus dem Internationalen Pakt
für bürgerliche und soziale Rechte nachkommt.“
Kurz
vor dem neunten Jahrestag der Verhaftung Chodorkowskis forderten mehr als 70
Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in ganz Europa, darunter
Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller, der Publizist Roger Willemsen, der
Regisseur Leander Haußmann, der ehemalige Außenminister Frankreichs Bernard
Kouchner sowie der ehemalige britische Außenminister Sir Malcolm Rifkind in
einem offenen
Brief an Präsident Putin
die
Freilassung aller politischen Gefangene wie die verurteilten Frauen von Pussy
Riot sowie von Michail Chodorkowski und Platon Lebedew: „Wir alle streben
danach, die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen zu verbessern, aber
dies ist nur in einem Umfeld möglich, das Rechtsstaatlichkeit fördert,
respektiert und garantiert.“
Chodorkowskis
Inhaftierung und die Zerstörung von Jukos hatten eine enorme negative Auswirkung
auf Russland, welche eine wesentliche Rolle bei der politischen Transformation
spielt, die jetzt Russlands Zukunft gefährdet. Um dieses wichtigen Jahrestag zu
markieren, wurde unter Khodorkovsky.com/Anniversary
ein neuer Abschnitt ins Leben gerufen, wo Veranstaltungen in Russland und auf
der ganzen Welt bekannt gegeben werden, um die Opfer, die Chodorkowski erbracht
hat, zu würdigen, seine Vision für die Zukunft zu unterstützen und seine
Freiheit zu fordern.
(Mit freundlicher Genehmigung des Khordorkovsky-Newsletter)
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