Am 14. Oktober trat Irina
Scherbakowa von MEMORIAL Moskau mit einem Vortrag zum Thema "Stalins
`Großer Terror`und die Deutschen" im Münchner Kulturzentrum Gasteig auf.
Sie eröffnete einen breiten historischen Kontext, indem sie auf die Tradition
des bolschewistischen "Roten Terrors" seit 1917/18 verwies. Den
"Großen Terror" selbst, in Russland meist als "das Jahr
1937" bezeichnet, stellte sie in den Zusammenhang mit den gleichzeitig
stattfindenden Feiern zum 100. Todestag Puschkins, den Arktisflügen und der
Eröffnung des Wolga-Moskwa-Kanals - gebaut von GULag-Häftlingen. Nachdem sie
die Hauptursachen für das beispiellose Töten nach Quoten erklärt hatte, ging
sie auf die quantitativ nicht begrenzten "nationalen Operationen"
gegen Polen, Harbiner, Deutsche u.a. Minderheiten in Russland ein, dabei
speziell auf die Opfer der "deutschen Operation" gegen angebliche
Spione und Saboteure: Arbeiter, Ingenieure, Politemigranten, Russlanddeutsche
aus der Wolga-Republik und aus den "deutschen
Selbstverwaltungskreisen". Ein besonderes Schlaglicht warf sie auf den in
München sehr verehrten Lion Feuchtwanger, welcher den "Großen Terror"
öffentlich rechtfertigte.
Im Anschluss an den Vortrag
stellte Andreas Decker das Interview-Projekt "Die letzten Zeugen"
vor, indem er zwei Videosequenzen zeigte.
In der Diskussion betrafen die
meisten Beiträge die Situation von MEMORIAL und anderen NGOs nach
Verabschiedung des Gesetzes über die Registrierung als "ausländische
Agenten" - hier zeigte sich die Aktualität des im Vortrag gewählten
Themas.
Die Veranstaltung wurde von
der Münchner Gruppe von MEMORIAL Deutschland e.V. in Kooperation mit der
Volkshochschule München und mit freundlicher Unterstützung der Gerda und
Hermann Weber Stiftung Berlin durchgeführt.
Andreas Decker
MEMORIAL München
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