Im Frühjahr wurden alle drei Petersburger
MEMORIAL-Verbände überprüft. Anders als das Antidiskriminierungszentrum
erhielten die beiden anderen Verbände – das wissenschaftliche
Informationszentrum (NITs) und die Sozialstation – zwar Bescheide, die
zur Beseitigung bestimmter Mängel oder formaler Fehler aufforderten, die
jedoch nichts mit einem angeblichen Status als „ausländische Agenten“
zu tun hatten. Die Sozialstation erhielt diesen Bescheid am 9. Juli.
Ohne dass zuvor von Seiten der Staatsanwaltschaft
davon die Rede gewesen wäre, hat Generalstaatsanwalt Tschajka in seinem
Rechenschaftsbericht vor dem Föderationsrat am 10. Juli gravierende
Vorwürfe gegen die Sozialstation erhoben. Fördergelder, die für die
Altenhilfe bestimmt waren, seien größtenteils nicht diesem Zweck
zugeführt, sondern für Mietzahlungen und Gehälter verwendet worden.
Nachdem MEMORIAL Petersburg gegen diese
Unterstellungen entschieden protestiert und eine Richtigstellung
gefordert hatte, zog am 22. Juli der Stellvertretende Petersburger
Staatsanwalt Resonov nach und bekräftigte die Vorwürfe. Er bezog sich
erstmals ausdrücklich auf die finanzielle Unterstützung durch MEMORIAL
Deutschland und unterstellt damit, dass die von uns stammenden Mittel
und gesammelten Spenden zumindest teilweise veruntreut worden seien.
In einem Schreiben an Galina Schkolnik, die Leiterin
der Petersburger Sozialstation, hat der Vorstand von MEMORIAL
Deutschland den Verband seiner Unterstützung versichert:
"Seit vielen Jahren unterstützen wir unsere
Partner in St. Petersburg, indem wir z. B. gemeinsam Benefizkonzerte
russischer Künstler in Deutschland organisieren und
Seniorenpatenschaften vermitteln und auf diese Weise Spendengelder
einwerben, die in St. Petersburg für die Sozialarbeit verwendet werden.
Auf der Website unserer Organisation berichten
wir über die Arbeit unserer Petersburger Partner, wir leben und erleben
einen regen Austausch mit den Petersburger Kollegen und berichten hier
in Deutschland über die wertvolle Arbeit, die mit viel Engagement in
Petersburg geleistet wird.
In Zusammenhang mit einem vom 1. Mai 2011 bis zum
30. April 2014 laufenden Kooperationsvertrag mit der Bundesstiftung
'Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ)' war es durch den
Eigenanteil von MEMORIAL Deutschland möglich, neben der Sozial- und
Altenarbeit auch Mietkosten und Gehälter abzudecken.
MEMORIAL Deutschland erhielt und erhält aus St.
Petersburg regelmäßig Abrechnungen über die Verwendung der überwiesenen
Spendengelder."