Samstag, 29. Oktober 2011

MEMORIAL International auf der Frankfurter Buchmesse - Veranstaltungen und Diskussionen

Pünktlich zur Frankfurter Buchmesse hatte MEMORIAL International eine Broschüre unter dem Titel: „Der Kampf um die Vergangenheit. Das Russland von heute und die Entstalinisierung“ herausgebracht.
Sie enthält in deutscher Übersetzung eine Reihe von Texten, die bisher nur in russischer Sprache und fast nur im Internet zugänglich waren. Vor allem sind dies die Vorschläge für ein Entstalinisierungsprogramm, die der Präsidialrat für Zivilgesellschaft und Menschenrechte unter maßgeblicher Beteiligung von MEMORIAL erarbeitet hatte und die Präsident Medvedev am 1. Februar dieses Jahres in Jekaterinburg vorgestellt wurden, sowie die Diskussion hierzu auf der Sitzung. Darüber hinaus enthält die Broschüre noch zwei Texte von Jan Raczyński und Lev Gudkov, die sich mit den öffentlichen Reaktionen auf dieses Programm und der Einstellung der Bevölkerung zu Stalin befassen.

Freitag, 28. Oktober 2011

ASF-Studienreisen 2012

Unsere Studienreisen nach Russland und  Weißrussland sind eine spannende- und erlebnisreiche Mischung aus intensiven Einblicken in die aktuellen gesellschaftlichen Verhältnisse. und Begegnungen

Samstag, 22. Oktober 2011

Historiker in Russland vor Gericht - Warum?

In Archangelsk begann jetzt der Prozess gegen den Historiker Michail Suprun und den ehemaligen Leiter des Informationszentrums der Verwaltung für innere Angelegenheiten der Region, Alexander Dudarev.


Die Ermittlungsbehörden stellten fest, dass die ohne die Zustimmung der Angehörigen erfolgte Übergabe einer Datenbank über deportierte Russlanddeutsche an das Deutsche Rote Kreuz eine Straftat darstelle. Dem Historiker drohen nun zwei Jahre Haft wegen illegaler Sammlung und Verbreitung der privaten und vertraulichen Informationen. Dudarev könnte wegen Überschreitung der Dienstbefugnisse zu vier Jahren Haft verurteilt werden.


Informationen über die gerichtliche Verfolgung von Personen stellen nach russischer Gesetzgebung keine Verletzung der Privatsphäre dar, sondern müssen jedem Bürger zugänglich sein. Das gilt auch im Falle der Russlanddeutschen. Problematisch ist allerdings, wie so oft bei der russischen Justiz, dass die Rechtsbegriffe schwammig sind und willkürlich ausgelegt werden. 
Berücksichtigt man ganz allgemein die gegen Suprun und Dudarev angeführten Argumente, so müsste auch die Datenbank des Verteidigungsministeriums über die im Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten als geheim eingestuft werden!
Der Prozess stellt einen bemerkenswerten Präzedenzfall für die Mitarbeiter der Archive und Forscher, die aus Angst vor möglicher Verfolgung die Herausgabe der Informationen nun zurückhalten werden.
Arsenij Roginskij, Vorsitzender von MEMORIAL International und selbst Historiker, sieht bei diesem Prozess die Gefahr, dass eine vollständige Rehabilitierung der in der Stalinzeit verfolgten Völker und der Bauern, die Opfer der Kollektivierung wurden, forthin unmöglich wird. Damit aber, so fürchtet Roginskij, würde auch und vor allem das gemeinsames Gedenken und die Bewältigung des Grauens der russischen Vergangenheit gezielt behindert.

Mittwoch, 19. Oktober 2011

BENEFIZKONZERTE DES KAMMERMUSIK-ENSEMBLES „MEMORIAL“ SANKT-PETERSBURG FÜR DIE vergessenen GulagOPFER

Xenia Petrasch – Violine
Deniza Akchurina – Cello
Fjodor Abasa – Piano
spielen folgende Werke:

Ludwig van Beethoven 1770 - 1827
Variationen für Klavier, Geige und Cello op. 44
Sergei Rachmaninow 1873-1943
Vokalise op. 34, Nr.14 Transkription von Anatol Brandukow für Cello und Klavier
Sergei Prokofjew 1891 – 1953
Sonate Nr.7 op. 83 für Klavier
Johann Sebastian Bach 1685 – 1750
Chaconne aus der Partita Nr.2 d-moll BWV 1004 für Geige
Frédéric Chopin 1810 – 1849
3 Nocturnes op. 15  für Klavier
Alexander Glasunow 1865 – 1936
Spanische Serenade op. 20 Nr. 2 für Geige
Jules Massenet 1842 – 1912
Elegie op. 10 Nr. 5 Redaktion Gaston Borch für Cello und Klavier
Felix Mendelssohn – Bartholdy 1809 – 1847
Trio Nr. 2 c-moll op. 66


Hier finden Sie Termine in Berlin und Potsdam

Montag, 17. Oktober 2011

MEMORIAL International zum Timoschenko-Urteil


Vor zwei Tagen wurde das Urteil vom 11.10.2011 über die frühere Premierministerin der Ukraine, Julia Timoschenko, durch das zuständige Kiever Gericht im Internet veröffentlicht. MEMORIAL International gibt am 17.10.2011 dazu folgende Erklärung ab:

Die strafrechtliche Verfolgung staatlicher Führungspersonen, die sich nicht mehr im Amt befinden, für bestimmte Regierungsentscheidungen, die sie während ihrer Regierungszeit getroffen haben, erfordert seitens des Gerichts besondere Umsicht bei der Definition der Vorsätzlichkeit, der einzelnen Straftaten, des eingetretenen Schadens usw. sowie der zu treffenden Strafmaßnahmen. Dabei muss dem Recht auf ein faires Verfahren besondere Aufmerksamkeit eingeräumt werden.
Die öffentlich vorliegenden Erklärungen über die Art Straftaten, die J. Timoschenko angelastet werden, der harte und nicht zu begründende Charakter der vorbeugenden  Maßnahmen  und des getroffenen Urteils sowie  zahlreiche Verletzungen des Anspruchs auf ein gerechtes Verfahren während der Prozessdauer führen uns zu dem Schluss, dass das Strafverfahren politisch motiviert und als politische Abrechnung einzuordnen ist. Das veröffentlichte Urteil enthält auch keine vollständige Aufzählung der J. Timoschenko zur Last gelegten Straftaten.
MEMORIAL protestiert gegen die politische Instrumentalisierung gerichtlicher Verfahren und fordert die Aufhebung des Urteils und die Freilassung von Julia Timoschenko.
Der Vorstand von MEMORIAL International

Sonntag, 9. Oktober 2011

MEMORIAL auf der Frankfurter Buchmesse

MEMORIAL International wird auch in diesem Jahr wieder auf der Frankfurter Buchmesse (12.-16.10.2011) mit einem Stand vertreten sein (5.0 C 973) und Publikationen sowie neue Projekte vorstellen: So werden Sie an unserem Stand erste Videointerviews aus unserem Projekt „Die letzten Zeugen“ mit deutscher Untertitelung sehen können.
Es sind zwei Veranstaltungen von bzw. unter Beteiligung von MEMORIAL geplant:

am 14.10., 19.00 Uhr, eine gemeinsame Veranstaltung mit der Deutschen Gesellschaft für Osteuropa-Kunde und der Heinrich-Böll-Stiftung im Saalbau Gutleut, Rottweiler Straße 32, 60327 Frankfurt am Main zum Thema:

„Antistalinismus“ vor den Wahlen – neuer Kurs im Kreml?
mit Irina Scherbakowa, Margareta Mommsen, Anna Schor-Tschudnowskaja unter der Moderation von Manfred Sapper („Osteuropa“)

und am 15.10., 11.15-12.00 Uhr auf der Buchmesse im Forum Dialog, 5.1 A 962:

Geschichtspolitik in Russland: Der Kampf um die „Entstalinisierung“
Podiumsteilnehmer: Gerd Koenen, Manfred Sapper („Osteuropa“) und als Vertreter von MEMORIAL Jan Ratschinskij, Irina Scherbakowa, Dmitrij Kokorin und Vera Ammer.

Die Veranstaltung hat die Geschichtspolitik und Erinnerungskultur in Russland vor den Wahlen zum Thema und behandelt in erster Linie das „Entstalinisierungsprogramm“, das von der Gesellschaft MEMORIAL öffentlich zur Diskussion gestellt wurde. 

Wir würden uns freuen, Sie am Stand und auf unseren Veranstaltungen begrüßen zu können.

Dienstag, 4. Oktober 2011

Vassilij Alexanian 39jährig in Moskau gestorben

Vassilij Alexanian, ehemaliger Vizepräsident des Erdölkonzerns Yukos, ist nach Auskunft seiner Familie im Alter von 39 Jahren in Moskau gestorben.
Der Menschenrechtler Valerij Bortchev, Mitglied des Menschenrechtsrats beim Präsidenten der Russischen Föderation, führt in einem Interview mit Echo Moskvy den Tod Alexanians auch auf die unhaltbaren Zustände in den russischen Haftanstalten zurück, wo z.T. stalinistische Gepflogenheiten herrschten. So sei der schwerkranke und fast vollständig erblindete Alexanian in Ketten an sein Krankenbett gefesselt worden. Im September 2006 waren bei Alexanian Krebs und Tuberkulose dianostiziert worden.
Die russischen Strafverfolgungbehörden werden immer wieder und zuletzt im Fall Magnitzkij scharf kritisiert.
Alexanian wurde 2006 wegen Unterschlagung, Geldwäsche und Steuerhinterziehung inhaftiert und nach zweieinhalb Jahren gegen eine Kaution von 50 Mio Rubel freigelassen, nachdem der Europäische Menschenrechtsgerichtshof die Inhaftierung Alexanians als widerrechtlich bezeichnet hatte.
2010 wurde das Verfahren wegen Verjährung eingestellt.

Nicht vergessen: Anna Politkowskaja Gedenkabend am 7. Oktober 2011 in München

 

ANNA POLITKOWSKAJA

Fünf Jahre nach ihrer Ermordung
Gedenkabend
7. Oktober 2011
19.30 Uhr
im EineWeltHaus
Schwanthalerstr. 80
München
(Raum 212)

Die Veranstaltung findet zusammen
mit der Petra Kelly-Stiftung statt.
Der Eintritt ist frei!

Sonntag, 2. Oktober 2011

Demonstration "Let Him Go! Now!" am 29.10.2011 in Berlin


Die studentische Vereinigung „Behind Bars“ der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main http://www.facebook.com/behindbarsfrankfurt plant eine Demonstration zum Jahrestag der Inhaftierung von Mikhail Khodorkovsky, die über den Fall Khodorkovsky hinaus ein starkes Signal angesichts der aktuellen politischen Entwicklung in Russland aussenden und die tiefe Besorgnis über die fortschreitende Degradierung rechtsstaatlicher Standards durch die russische Rechtsprechung zum Ausdruck bringen will.

Bericht aus Moskau - ein Gespräch im Kölner Lew Kopelew Forum


mit Lena Zhemkova, Geschäftsführerin von MEMORIAL International, Arsenij Roginskij , Vorstandsvorsitzender von MEMORIAL International, und Jens Siegert, Leiter des Moskauer Büros der Böll-Stiftung

Anders als geplant stand die am 26. Oktober 2011 von Elisabeth Weber, Mitglied des Beirats des Lew Kopelew Forums, geleitete Veranstaltung ganz im Licht - oder besser im Schatten - der jüngsten Entwicklung in Moskau, also der kurz zuvor bekannt gewordenen Information über den bevorstehenden „Ämtertausch“ zwischen Putin und Medvedev. Diese als Farce, ja als Verhöhnung empfundene Entscheidung hatte so keiner der Podiumsteilnehmer erwartet, ebenso wenig das Publikum, das der Veranstaltung über zwei Stunden gebannt und konzentriert folgte und sich mit Fragen beteiligte.

Samstag, 1. Oktober 2011

„Novaja Gazeta“ als Imitat!


"Novaja Gazeta" - eine der kritischen russischen Zeitungen, für die auch Anna Politkovskaja arbeitete- wurde vergangenen Freitag Leidtragender einer Fälschungsaktion. "Sminet"-Aktivisten verteilten an über 20 Plätzen in ganz Moskau eine kostenlose Ausgabe, die dem Original verblüffend ähnlich sah. Die Artikel waren allerdings mit erfundenen Namen unterzeichnet, und besonders hebte sich das Imitat durch die politische Haltung der Redaktion ab.